Erasmus in Sevilla - Maximale Erfahrung

Mein Fazit nach einem halben Jahr Andalusien

Erasmus-Semester - ein riesiger Gewinn

Insgesamt kann ich sagen, dass mich das Erasmus-Semester sehr bereichert hat. Zum einen habe ich ein anderes Universitätssystem kennengelernt, welches ich durch den Fokus auf Gruppenarbeiten und Präsentationen richtig spannend fand. Zum anderen habe ich durch die kulturelle und sprachliche Auseinandersetzung, die zwischendurch auch mal hart war, sehr viel dazugelernt. Der Perspektivwechsel hat mich mein Studium noch einmal ganz anders bewerten lassen. Und zu Guter Letzt habe ich mich durch die vielen kleinen und großen Herausforderungen, Unterschiede und fremden Situationen auch persönlich sehr weiterentwickelt.

 
Stressige Anfangszeit

Nachdem der erste Meilenstein der Kurswahl erfolgreich überstanden war, konnte ich mich endlich auf meine Veranstaltungen konzentrieren. Der Bachelor in BWL in Spanien umfasst 240 Leistungspunkte und dauert in der Regelstudienzeit vier Jahre. Ich habe insgesamt vier Kurse aus dem dritten und vierten Jahr belegt, welche in Münster als BWL-Wahlpflichtfach angerechnet werden. Dazu habe ich noch einen Spanischkurs am Sprachenzentrum gewählt.

 

Tausend Studierende in der Vorlesung gab’s nie

Die Kurse in Spanien sind wesentlich kleiner und überschaubarer als in Deutschland. Während ich in meiner Einführungsveranstaltung für Statistik und Mathe im ersten Semester in Münster mit knapp 1.000 anderen Studierenden im Vorlesungssaal saß, entsprachen die Kurse in meinem letzten Semester in Sevilla in ihrer Größenordnung eher einer Schulklasse.


Am Anfang war es für mich etwas gewöhnungsbedürftig, dass man die Professorinnen und Professoren beim Vornamen nennt und erst ab der Altersgrenze von 60 Jahren vom Du auf das Sie übergeht. Ein weiterer Unterschied ist, dass eine rege Beteilung seitens der Studierenden erwünscht ist. Der Dozent unterbricht regelmäßig seinen Vortrag und stellt Fragen ins Plenum. Dabei geht es einerseits um fachliche Themen, aber es soll auch sichergestellt werden, dass alle in der Geschwindigkeit mitkommen und die Inhalte verstehen. Dadurch ist die Atmosphäre im Kurs locker, persönlich und vielleicht etwas verschult.

 

Viel Interaktion in den Kursen

Durch das kontinuierliche Bewertungssystem in Spanien, dass die Gesamtnote aus den verschiedensten Leistungen in den Kursen errechnet, war man immer gefordert einen Leistungsnachweis zu bringen. Manchmal hat der Professor uns plötzlich im Kurs aufgefordert, ein Blatt und einen Stift herauszuholen. Dann mussten wir eine Aufgabe bearbeiten und diese am Ende abgeben. Diese Aufgabe galt dann als Teil der Mitarbeit im Kurs. Außerdem hatten wir sehr oft Hausaufgaben auf. Oder wir mussten nach einem Gastvortrag eine Zusammenfassung der wichtigsten Thesen schreiben und hochladen.

 

Der Umgang mit den Erasmus-Studierenden unterschied sich von Kurs zu Kurs. In dem Kurs „Qualitätsmanagement“ ist der Professor regelmäßig auf Unterschiede zwischen Deutschland und Spanien eingegangen. Da ich die einzige Deutsche war, wurde ich stellvertretend befragt und musste Begriffe wie „Deutsche Gesellschaft Für Qualität e.V.“ vorlesen, was die Spanierinnen und Spanier immer sehr amüsiert hat. In anderen Kursen wurde meine Präsenz eher hingenommen und der Professor hat mich ausgeblendet.


Kontakt finden, ist nicht immer leicht

Auch die spanischen Mitstudierenden waren in ihrem Umgang mit mir teilweise etwas gehemmt und sind erst aufgetaut, wenn wir gemeinsam für eine Gruppenarbeit eingeteilt wurden. Diese Präsentationen und Abgaben waren für alle Seiten mitunter herausfordernd. Für mich waren sie vor allem schwierig, weil sich meine Herangehensweise von der spanischen durchaus unterschied. Stand beispielsweise eine Präsentation für den nächsten Tag um 12 Uhr an, haben wir oftmals erst am Abend vorher mit der Aufteilung und Recherche der Inhalte angefangen. Wäre es nach mir gegangen, hätten wir auch schon ein paar Tage vor dem finalen Datum anfangen können, aber am Ende hat es trotzdem immer funktioniert.

 

Herausforderung Sprache

Insgesamt waren die Herausforderungen im meinem Erasmus-Semester eher sprachlicher als inhaltlicher Natur. Viele Inhalte, die wir in den Kursen behandelt haben, kamen mir aus meinen vorherigen Semestern schon bekannt vor. Das Tempo der Vorlesungen ist gemäßigter als in Deutschland und durch die Zwischenprüfungen ist das Pensum pro Klausur geringer. Außerdem sind die Klausuren als Multiple-Choice-Test konzipiert, sodass man die Inhalte nicht auswendig beherrschen muss. Die Tiefe von wissenschaftlichen Arbeiten in Abgaben ist geringer als in Deutschland und auf Quellenangaben wird beispielsweise weniger Wert gelegt.

 

Scham auf Spanisch zu präsentieren,  überwinden

Der Fokus liegt dafür auf der interaktiven Arbeit. Während ich in meinen drei Jahren in Münster insgesamt zwei Präsentationen gehalten habe, waren es in einem Semester in Spanien zehn. Das Konzept hat mir insofern gut gefallen, dass man die Möglichkeit hat, am eigenen Auftreten und an der Gestaltung von Inhalten zu arbeiten. Für mich lag die Herausforderung vor allem darin, meine Scham zu überwinden, auf Spanisch eine Präsentation zu halten und danach ein Fachgespräch mit dem Dozenten zu führen. Manchmal musste ich auch mehrere Male nachfragen, bis ich die Frage überhaupt verstanden habe. Diese dann auch noch halbwegs verständlich zu beantworten, ist mir bei weitem nicht immer gelungen.

 

Fazit: Unbedingt empfehlenswert! :-)

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