Was macht eigentlich eine Recruiterin?

Interview mit Melanie Meyer, Recruiterin bei A.S.I. Wirtschaftsberatung AG

Wir haben unserer Kollegin, Melanie Meyer, viele Fragen zu Ihrem Arbeitsalltag gestellt und uns Tipps rund um das Thema Bewerbung geben lassen.  Lesen Sie hier ihre spannenden Antworten:

Melanie Meyer Recruiterin

 

Bewerbungen sichten

Zum einen bin ich zuständig dafür, die eingehenden Bewerbungen zu sichten. Ich schaue, ob die Bewerber zu uns passen, ob der Werdegang passt etc. Wenn alles stimmt oder besser gesagt, wenn die wichtigsten Punkte stimmen, dann telefoniere ich mit den Bewerbern. Beim Telefonieren möchte ich erfahren: Wer ist die Person? Wie ist sie motiviert? Hat sie Spaß am Vertrieb? Spaß an Finanzthemen? Wenn ich das Gefühl habe, es passt, gebe ich die Informationen an den zuständigen Vertriebsdirektor, der zuerst einen weiteren Zoom-Termin abspricht und sich dann um das Kennenlernen des Teams vor Ort kümmert.

 

Aber natürlich mache ich auch das ‚Active Sourcing‘. Wir bei A.S.I. können heute – wie übrigens alle Unternehmen– nicht mehr einfach eine Stelle ausschreiben und dann in Ruhe abwarten, bis die Bewerbungen hereinkommen. Also das klassische ‚Post and Pray‘ funktioniert so nicht mehr. Wir müssen aktiv auf potentielle Bewerber zugehen und das gehört auch zu meinen Aufgaben hier bei A.S.I.

 

Da die A.S.I. deutschlandweit vertreten ist und wir bundesweit nach neuen Mitarbeitern suchen, ist es meine Aufgabe viele Stellensuchende anzuschreiben. Ich suche dafür in den üblichen Plattformen, wie z. B. LinkedIn oder Xing nach geeigneten Kandidaten und kontaktiere sie. Oder ich bin auf Job-Messen unterwegs und spreche persönlich mit den Besuchern vor Ort und begeistere sie für unser Unternehmen.

 

Stellenanzeigen konzipieren

Natürlich kommt noch allerlei ‚Kleinkram‘ dazu, den ich erledigen muss. Dazu gehört es z. B., die Stellenausschreibungen aktuell zu halten. Ich muss schauen, ob wir die richtigen Benefits ansprechen und ob wir mit unseren Botschaften das Informationsbedürfnis der Bewerber treffen.

 

Da wir nicht nur Berufsstarter suchen, sondern auch berufserfahrene Kollegen, unterscheidet sich das Wissensbedürfnis deutlich. Die Generation Y oder Z, die mehr auf die Work-life-Balance schaut, Homeoffice-Regelungen liebt und der viel an den sinnvollen Aspekten des Beraterberufs liegt, braucht andere Informationen als die erfahreneren Bewerber, die mehr die Aspekte Sicherheit, Einkommensperspektiven und attraktive Aufgabenfelder im Blick haben. Entsprechend muss ich natürlich auch die Stellenausschreibungen anpassen.

 

Was ist deine Lieblingsaufgabe?

Ich telefoniere unglaublich gerne und lerne gerne neue Leute kennen. Ich finde es sehr spannend, die persönlichen Geschichten hinter den Profilen/ Bewerbungen zu hören. Was hat die Person dazu bewegt, BWL zu studieren? Eine Bankausbildung zu machen? Welche Ziele verfolgen die Personen und warum? Warum ist der Standort xy so wichtig für sie?

Man lernt viele Menschen mit unterschiedlichen Geschichten und Zielen kennen und das ist wirklich auch persönlich bereichernd, selbst wenn es am Ende nicht zur Bewerbung kommt. Das macht mir einfach Spaß.

 

Wie sehen die Bewerbungsunterlagen heute aus?

Bewerbungen von berufserfahrenen Personen sind nach meiner Wahrnehmung detaillierter, als dass bei den Berufsstartern der Fall ist. Sie packen viel mehr Informationen in die Lebensläufe. Manchmal auch mehr, als ich persönlich für die Entscheidungen benötige.

Die jüngere Generation hält die schriftlichen Unterlagen kürzer. Sie teilen die Fakten zu ihrem Werdgang mit und freuen sich dann über einen Anruf mit  weiteren Fragen.

Diese Generation hat ein ganz anderes Auftreten, weil sie weiß, dass der Markt gerade so ist, wie er ist. Nämlich, ein Bewerbermarkt, auf dem wir uns als Unternehmen eher bei den Absolventen bewerben müssen als umgekehrt.

 

Ist ein Anschreiben noch zeitgemäß?

Anschreiben bekomme ich eher weniger. Bei zehn Bewerbungen sind vielleicht zwei Anschreiben dabei oder noch weniger. Ich lese Anschreiben gerne, wenn ich daraus die Motivation des Bewerbers für die Stelle und für unsere Branche erkennen kann.

 

Ein Anschreiben, das per ChatGPT erstellt oder einfach aus dem Internet kopiert worden ist, hilft mir nicht wirklich weiter. In unseren Bewerbungsseminaren/-webinaren, die unsere Berater für Stellensuchende halten, sagen wir immer: Ihr müsst 'sprechfähig' werden zu euren Zielen und eurem Profil auf dem Arbeitsmarkt. Genau diese Ziele, kann man dann in einem Anschreiben formulieren. Man wird übrigens auch immer wieder nach seinen Zielen gefragt z. B. in den Vorstellungsgesprächen.

 

Also, ein Anschreiben ist vielleicht nicht mehr zeitgemäß, aber die Überlegungen, die dahinter stehen, bleiben sowohl für den Bewerber als auch für den Recruiter entscheidend.

 

Verändern die Bewerberportale die Bewerbungsverfahren?

Es ist alles generell schnelllebiger geworden. Hat man noch vor ein paar Jahren drei Tage gewartet, bevor man den Bewerbern eine Rückmeldung gegeben hat, mache ich das heute sofort. Ich sehe das so: Der Bewerber hat sich bemüht, mir eine Bewerbung zu schicken. Die Mühe honoriere ich, indem ich mich umgehend bei ihm melde. Sei es mit einem Gesprächstermin, einer Anfrage von weiteren Informationen oder überhaupt erst mal der Dank für das Interesse an uns als Arbeitgeber. Durch die digitalen Managementsysteme ist das Bewerben auch einfacher geworden. Gerade auch, weil man sich ja durch ‚One-Klick‘ bewerben oder sein Xing oder LinkedIn-Profil einfach hochladen kann. Darin sind dann zwar nur die allerwichtigsten Fakten enthalten, aber für mich ist das okay.

 

Worauf achtest du am meisten bei den schriftlichen Bewerbungen?

Ich achte sehr darauf, welche Berufserfahrung die Bewerber mitbringen oder auch, ob sie im Studium schon etwas mit Finanzen und Vertrieb zu tun hatten. Gibt es vielleicht sogar schon so etwas wie Vertriebserfahrung und sei es auch nur durch einen Job im Verkauf? Spaß am Vertrieb, das ist für mich ein sehr wichtiges Kriterium bei den Bewerbern.

 

Welche Soft Skills sollten Bewerber mitbringen?

Als Experte bei der A.S.I. Wirtschaftsberatung muss man natürlich kommunikativ und offen sein für neue Menschen. Auch eine gewisse Selbstsicherheit ist wünschenswert, da wir oft auch öffentlich auftreten bei Seminaren, Messen und anderen Events. Wenn so etwas in die Bewerbung geschrieben wurde, dann überprüfe ich das im Gespräch. Man entwickelt schnell ein Gespür dafür, ob jemand besondere kommunikative Fähigkeiten hat oder nicht. Wenn ich mit den Bewerbern gut sprechen kann, ein sympathisches Gegenüber habe, bei dem ich mich wohlfühle, sind das für mich Zeichen, dass es passen könnte. Nur weil im Lebenslauf Kommunikationsfähigkeit angegeben wurde, ist das noch nicht überzeugend für mich. Ich muss sie auch erfahren.

 

Für uns steht übrigens auch die Teamfähigkeit ganz oben auf der Wunschliste der Soft Skills. Das vermutet man vielleicht nicht in einem Finanzdienstleistungsvertrieb. Aber man ist bei A.S.I. kein Einzelkämpfer, sondern arbeitet viel mit den Kollegen zusammen. Die Beraterinnen und Berater unterstützen sich sowohl im Trainee-Programm als auch später in den Geschäftsstellen gegenseitig.  Strukturiertheit gehört ebenfalls zu den Eigenschaften, die für den Erfolg als Wirtschaftsberater elementar sind.

 

Gehört ein Bewerbungsfoto für dich in den Lebenslauf?

Ein Foto ist nicht notwendig. Das ist ja auch gesetzlich so geregelt. Ich finde das persönlich sehr gut, weil das Aussehen nicht entscheidend ist und nicht entscheidend sein sollte. Natürlich sind wir Menschen so gepolt, dass wir auf Bilder reagieren. Aber es sollte kein Nachteil oder Vorteil sein, wenn jemand ein Foto mitschickt. Ich persönlich finde es besser, wenn der Bewerber kein Foto mitschickt, damit man unvoreingenommen ins Gespräch geht. Ich mache mir am liebsten mein Bild übers Telefonat.

 

Wie bewertest du die Zeugnisse in den Bewerbungsunterlagen?

Bezogen auf die Studienzeugnisse denke ich, jedem liegen einige Fächer mehr, andere weniger und entsprechend viel Einsatz zeigt man. Wenn ich sehe, dass jemand im Statistikkurs schlecht abgeschnitten hat, dann ist das für mich nicht relevant. Statistik ist in vielen Studiengängen ein Pflichtmodul. Dem einen macht das Fach Spaß, den meisten geht es aber nur um das Bestehen. Das ist Okay.

 

Wenn aber ein Bewerber z.B. im Finanzbereich seines Studiengangs gute Noten hat, ist das gut und fällt mir auch positiv auf. Grundsätzlich sehe ich die Noten eher nüchtern. Sind die Bewertungen außerordentlich schlecht, hinterfrage ich dies im Gespräch. Trotzdem ist das kein Ausschlusskriterium für mich.

 

Bei den Arbeitszeugnissen bin ich zwiegespalten. Auch hier lese ich mir die Beurteilungen aufmerksam durch, aber ein schlechtes Zeugnis bewirkt auch hier keine sofortige Ablehnung. Die Zeugnissprache ist mir nicht aussagekräftig genug, um daraus relevante Schlüsse ziehen zu können. Ich ziehe es vor, mir ein eigenes Bild zu machen und z. B. im Interview dann nachzuhaken: Wie war es in diesem oder jenem Job? Wie haben Sie sich dort erlebt? Etc.

 

 

Highlights im Lebenslauf

Die Kernaufgaben in einem Praktikum möchte ich schon erfahren, aber ich brauche keine halbe Seite Beschreibung, was der Bewerber alles gemacht hat. Vom Kaffeekochen bis zum Projektmanagement. Einige Schreiben erschlagen mich mit Informationen. Am liebsten sind mir Ein- oder Zweiseiter mit allen Informationen zu Schule, Studium, Ausbildung, Jobs und Soft Skills etc. Es ist klar, wenn ich schon viel in meinem Leben gearbeitet habe, wird der Lebenslauf auch länger, aber wie gesagt, bitte kurz und knackig.

 

Welche Tabus gibt es bei der schriftlichen Bewerbung?

Rechtschreibfehler sind für mich ein No-Go. Natürlich passieren Fehler, jedem passieren Fehler. Aber wenn ich sehe, dass in den Unterlagen sehr viele Fehler enthalten sind, dann gehe ich schon davon aus, dass die Person es nicht so ernst meint mit der Bewerbung und einfach schnell mal eben etwas hochgeladen hat.

 

Wenn ich eine Bewerbung schreibe, dann möchte ich auch einen guten Eindruck hinterlassen. Dabei ist es ja recht einfach jemanden die Unterlagen Korrektur lesen zu lassen. Und ja, wir wollen schnelle und einfache Bewerbungswege, aber eine gewisse Sorgfalt sollte trotzdem auf das Thema verwendet werden. Wenn das nicht der Fall ist, wie sieht es dann im Arbeitsleben aus? Da muss ich eventuell auch unter Zeitdruck eine gute Arbeit abliefern – eine mit möglichst wenigen Fehlern.

 

Was lieben die Bewerber an A.S.I. ?

Was die Bewerber beeindruckend finden, ist meistens, dass ich selber schon so lange bei A.S.I. bin und seit meiner Werkstudentinnenzeit immer verbunden geblieben bin mit der A.S.I. Da sagen die Bewerber dann, das spricht ja für das Unternehmen. Außerdem sagen viele Bewerber, dass sie sich sehr wertgeschätzt fühlen bei der A.S.I. und das nicht nur in den Gesprächen mit mir, sondern auch in den Gesprächen mit dem Vorstand und den Vertriebsdirektoren.

 

Sie loben auch häufig, dass wir schnell antworten. Das sie schnell einen Termin zum Vorstellungsgespräch bekommen - sei es in einem Zoom-Meeting oder dann in der Geschäftsstelle vor Ort. Auch die guten Gespräche in angenehmer Atmosphäre werden als sehr positiv wahrgenommen. Und, dass wir früh das Team mit der Mentor noch während des Bewerbungsprozesses kennen lernen zu können.

 

Und welche Bedenken äußern die Bewerber gegenüber A.S.I.?

In erster Linie fragen die Bewerber viel zum Thema Selbstständigkeit nach. Ich erläutere dann die Sicherheiten, die wir unseren Beratern bieten - angefangen beim Fixum, über die Büroausstattung, die Marketingunterstützung, die Zugangswege etc. Damit sind diese Bedenken dann meist schnell ausgeräumt.

 

Männerdomäne Finanzen?

Ja, in der Finanzdienstleistungsbranche arbeiten viele Männer. Aber ich muss sagen, bei uns bewerben sich gleichermaßen Männer und Frauen. Ich denke, das Bild der Finanzbranche ändert sich dahingehend langsam. Wir suchen auch unter den Bankkaufleuten nach neuen Kollegen und treffen da natürlich auch auf viele Frauen, die ich ausdrücklich ermutigen möchte, sich auch bei uns zu bewerben. Denn eins ist klar, in der Selbstständigkeit ist die Flexibilität (Arbeitszeiten, Homeoffice, etc.) riesig und das ist verbunden mit einer wirklich starken Verdienstperspektive.

 

Vielen Dank für das Gespräch. Wenn Sie mehr über Melanie Meyer oder über den Beruf des A.S.I. Wirtschaftsberaters erfahren möchten, rufen Sie gerne an oder schreiben Sie eine Mail. Wir freuen uns auf Ihre Fragen.

Expert Team

ExpertTeam Münster

Geschäftsstelle

A.S.I. Wirtschaftsberatung
Münster-Zentrale
Von-Steuben-Straße 20
48143 Münster (Zentrale)

Kontakt

0251/2103200